Recht - 12. Februar 2021

Kontrollinstanzen

Schwarzarbeit: Wer kontrolliert eigentlich was?

Handwerksarbeiten ohne Rechnung oder Gewerbeanmeldung, die Beschäftigung von Personal ohne Arbeitserlaubnis – die Formen von Schwarzarbeit sind vielfältig. Wer kontrolliert und bekämpft diese Vergehen in Deutschland eigentlich? Eine Übersicht zu den Kontrollinstanzen.


Von Tobias Kuske


Die Formen von Schwarzarbeit sind vielfältig. Wer kontrolliert und bekämpft diese Vergehen in Deutschland eigentlich? - © dragonstock – stock.adobe.com

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IG Bau besorgt: 16 Prozent weniger Schwarzarbeitskontrollen

Einen genauen Überblick zu Schwarzarbeit im deutschen Handwerk mitsamt Anzahl von behördlich festgestellten Verstößen und verhängten Strafen gibt es nicht, teilt die Generalzolldirektion auf Anfrage der DHZ mit. Das liegt unter anderem daran, dass im föderalen Deutschland eine Vielzahl an Behörden eine Reihe von Vergehen bekämpfen, die im Schwarzarbeitsbekämpfungsgesetz (SchwarzArbG) genannt werden. Nach Formen illegaler Beschäftigung, Verstößen gegen sozialversicherungsrechtliche Meldepflichten oder auch Umgehungen des Steuerrechts bei Werkleistungen fahnden neben der Finanzkontrolle Schwarzarbeit (FKS) des deutschen Zolls unter anderem kommunale Verwaltungsbehörden (siehe weiter unten).


Auch wenn keine umfassende Übersicht zu den insgesamt festgestellten Vergehen im Sinne des SchwarzArbG existiert, so gibt die Jahresstatistik 2019 der FKS zumindest ein paar Eindrücke zum Ausmaß der Vergehen in einzelnen Handwerkszweigen (auch wenn die FKS in ihren Statistiken keine spezielle Aufteilung nach allen hierzulande vorkommenden Handwerksberufen vornimmt). Wobei die Dunkelziffern natürlich weitaus höher sein dürften.


Welche Strafen drohen jeweils? 

Je nach Einzelfall sind Bußgelder bis zu 500.000 Euro oder sogar Freiheitsstrafen bis zu zehn Jahren möglich. In der Praxis werden jedoch oftmals nicht so hohe Bußgelder verhängt, wie sie eigentlich per Gesetz möglich wären. Neben Bußgeldern oder Freiheitsstrafen können Regress- oder Haftungsansprüche entstehen. Zum Beispiel im Zusammenhang mit der Haftung von Arbeitgebern oder Auftraggebern für die Abschiebekosten von illegal beschäftigten Ausländern. Oder bei einem Schadensersatzanspruch des Unfallversicherungsträgers gegenüber Unternehmern bei Unfällen von Schwarzarbeitern. Umfängliche Regress- oder Haftungsansprüche können zudem zum Beispiel im Zuge der Generalunternehmerhaftung für Sozialversicherungsbeiträge im Baugewerbe entstehen. Nachfolgend ein paar Beispiele zu möglichen Rechtsverstößen unter dem Oberbegriff Schwarzarbeit und illegale Beschäftigung sowie die entsprechenden Sanktionen:


Nichtanmeldung von Arbeitnehmern zur Sozialversicherung: Bußgeld bis zu 25.000 Euro

Vorenthaltung von Sozialversicherungsbeiträgen (Arbeitgeberanteil): Je nach Schwere des Einzelfalls Geldstrafe oder Freiheitsstrafe von bis zu zehn Jahren

Rechtswidrige (Reise-)Gewerbeausübung im Zusammenhang mit der Erbringung von Dienst- oder Werkleistungen in erheblichem Umfang: Bußgeld bis zu 50.000 Euro

Unerlaubte Handwerksausübung im Zusammenhang mit der Erbringung von Dienst- oder Werkleistungen in erheblichem Umfang: Bußgeld bis zu 50.000 Euro

Beauftragung mit Schwarzarbeit: Bußgeld bis zu 50.000 Euro

Leichtfertige Steuerverkürzung: Bußgeld bis zu 50.000 Euro

Steuerhinterziehung: Je nach Schwere des Einzelfalls Geldstrafe oder Freiheitsstrafe von bis zu zehn Jahren

Weitere Beispiele zu Strafen im Zusammenhang mit Schwarzarbeit mitsamt der Rechtsgrundlage gibt es auf der Internetseite der Berliner Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales. 


* Verfall = Einziehung bzw. Abschöpfung des durch illegale Taten erlangten Geldes oder sonstigen Vermögensgegenständen 


Welche Behörde prüft in Deutschland was?

Für die Verfolgung der verschiedenen Arten der Schwarzarbeit sind unterschiedliche Behörden zuständig:


In erster Linie ist die FKS zuständig, deren Befugnisse durch eine Novellierung des SchwarzArbG 2019 erweitert wurden. Die FKS prüft bei Kontrollen im Rahmen der Prävention, ob die sozialversicherungsrechtlichen Pflichten erfüllt werden. Darüber hinaus fahndet die FKS nach typischen Formen der illegalen Beschäftigung, die regelmäßig mit Schwarzarbeit einhergehen wie zum Beispiel Scheinselbstständigkeit, Verstöße gegen das Aufenthaltsrecht, das Arbeitnehmer-Entsendegesetz, aber auch gegen den Mindestlohn.

Die Regionalträger der Deutschen Rentenversicherung prüfen im Rahmen turnusmäßiger Betriebskontrollen, ob die Sozialversicherungsbeiträge korrekt abgeführt und die sozialversicherungsrechtlichen Meldepflichten erfüllt wurden.

Die regional jeweils zuständigen Steuerfahndungsstellen verfolgen steuerrechtliche Verstöße. Zur Aufklärung der Verstöße gegen steuerliche Vorschriften wird neben den Prüfdiensten (Betriebsprüfung, Umsatzsteuer-Sonderprüfung, Lohnsteuer-Außenprüfung) in vielen Fällen die Steuerfahndung tätig.

Gewerbe- und handwerksrechtliche Tatbestände wie zum Beispiel eine Gewerbeausübung ohne Gewerbeanmeldung oder eine Handwerksausübung ohne Eintragung in der Handwerksrolle werden durch die nach dem Landesrecht der jeweiligen Bundesländer zuständigen Behörden geahndet, also von den regionalen beziehungsweise kommunalen Verwaltungsbehörden der Städte, Gemeinden, Bezirksregierungen, etc.

Die deutschen Handwerkskammern und Handwerksorganisationen unterstützen die zuständigen Behörden hauptsächlich durch Hinweise auf mögliche Vergehen, aber auch durch das Führen der Handwerksrolle, Überprüfungen der handwerksrechtlichen Voraussetzungen sowie durch die Einleitung einer Androhung der Betriebsuntersagen oder von Schließungs- und Sanktionsverfahren.

Der Zoll wird von weiteren, unterschiedlichsten Agenturen und Behörden unterstützt, wie den Finanzbehörden, der Bundesagentur für Arbeit, auch in ihrer Funktion als Familienkasse oder der Bundesnetzagentur. Diese Stellen tauschen stetig Informationen und etwaige Verdachtsmomente aus. 

Nach welchem System wird kontrolliert? 

Die Systematik unterscheidet sich je nach kontrollierender Behörde. Die FKS prüft risikoorientiert aufgrund von Hinweisen anderer Behörden oder Bürgern sowie unangekündigt und verdachtslos. Mit der Novellierung des SchwarzArbG 2019 kann die FKS zudem bereits bei der Anbahnung von Schwarzarbeit zum Beispiel auf Online-Dienstleistungsplattformen tätig werden und dies ahnden. Die zuständigen Finanzverwaltungen überprüfen die gewerblich Steuerpflichtigen sowohl turnusmäßig als auch risikoorientiert. Die Träger der Rentenversicherung prüfen bei den Arbeitgebern, ob diese ihre sozialversicherungsrechtlichen Pflichten ordnungsgemäß erfüllen. Sie prüfen insbesondere die Richtigkeit der Beitragszahlungen und der Meldungen mindestens alle vier Jahre. 


Woran scheitern flächendeckende Kontrollen?

Der Bundesrechnungshof (BRH) prangert seit Jahren Probleme bei der Bekämpfung von Schwarzarbeit und illegaler Beschäftigung an. Vergangenes Jahr kritisierte der BRH, dass die FKS allzu oft nur "Alibi-Prüfungen" durchführe, um mit schnellen, ungenauen Kontrollen oder bei ohnehin unverdächtigen Unternehmen eine hohe Anzahl von geleisteten Überprüfungen zu erreichen. Auf die bestehenden Probleme wie unter anderem einem Personalmangel sei das Bundesfinanzministerium seit Jahren vom BRH hingewiesen worden. Nach einer Recherche des Bayerischen Rundfunks waren Ende vergangenen März rund 1.000 Stellen bei der FKS nicht besetzt. Offiziell ist jedoch von 2020 bis 2026 eine Aufstockung von 10.000 Stellen bei der FKS vorgesehen. Bis 2029 sollen rund 3.500 weitere Stellen dazukommen.


Neuer TextRecht + Steuern - 17.10.2018 


Steuererklärung in maximal zehn Minuten


So funktioniert die vereinfachte Steuererklärung 

Viele Arbeitnehmer verzichten auf die Abgabe einer Einkommensteuererklärung beim Finanzamt und verschenken damit Steuerrückerstattungen von durchschnittlich 875 Euro pro Jahr. Dabei gibt es eine vereinfachte Variante, mit der auch Steuerlaien viel Geld vom Finanzamt bekommen können: die vereinfachte Steuererklärung. Zusätzlich kann man über Lohnsteuerfreibeträge das eigene Gehalt erhöhen. Eine DHZ-Checkliste zeigt, wie das geht.

 

Mehr Nettogehalt: Auch eine vereinfachte Steuererklärung kann dicke finanzielle Vorteile bringen. - © aytuncoylum/Fotolia.com 

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Checkliste: Vereinfachte Steuererklärung (PDF, 201 kB) 

Checkliste: Lohnsteuerfreibetrag (PDF, 201 kB) 

Ist kein finanzieller Spielraum für eine Gehaltserhöhung vom Chef vorhanden, kann man selbst dafür sorgen, dass das Nettogehalt steigt. Steuerrückerstattung lautet das Zauberwort. Viele Arbeitnehmer winken beim Thema "Einkommensteuererklärung" ab, weil sie davon keine Ahnung haben. Doch selbst Steuerlaien können ihr Nettoeinkommen in wenigen Minuten erhöhen mit der vereinfachten Steuererklärung. Sie müssen ja nicht alle Register zum Steuersparen ziehen. Es genügen schon wenige Angaben zur Steuererstattung. Schon seit dem Jahr 2006 gibt es die vereinfachte zweiseitige Einkommensteuererklärung mit dem ESt-1V-Vordruck. 

Wer kann eine vereinfachte Steuererklärung abgeben? 

Die vereinfachte Steuererklärung richtet sich an den durchschnittlichen Steuerzahler bzw. regulären Angestellten, der nur über gewöhnliche Einkommensquellen verfügt. Dazu gehören der Arbeitslohn, Versorgungsbezüge und Lohnersatzleistungen. Da die reguläre Steuererklärung so gestaltet ist, dass sie jeder Art des Einkommens berücksichtigt, fragt die Angaben dazu auch umfänglich ab. 

Wer sich dies ersparen möchte – weil er weder nebenberuflich freiberuflich arbeitet, Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung hat oder ein häusliches Arbeitszimmer nutzt bzw. eine doppelte Haushaltsführung geltend machen will – kann die reduzierte Variante der Steuererklärung nutzen. 

Vereinfachte Steuererklärung: Wie unterscheidet sie sich? 

Für Arbeitnehmer ohne Nebeneinkünfte gibt es die Möglichkeit, einen nur zweiseitigen Steuererklärungsvordruck ausfüllen zu können: die sogenannte vereinfachte Steuererklärung. Sie ersetzt den vierseitigen Mantelbogen und die Anlage N für Angaben zur nichtselbstständigen Tätigkeit. Etwaige Anlagen wie die Anlage Kind, die Anlage Vorsorgeaufwand, die Anlage AV für die Riester-Rente oder die Anlage VL für  Arbeitnehmer-Sparzulagen müssen jedoch trotzdem beigelegt werden, wenn hier Ausgaben geltend gemacht werden sollen. 

Welche Grenzen setzt die vereinfachte Steuererklärung? 

Der Steuerpflichtige, der ausschließlich die vereinfachte Steuererklärung nutzen möchte, darf nur im Inland Arbeitslohn beziehen. Das gleiche gilt für Versorgungsbezüge oder Arbeitslosengeld, Insolvenzgeld, Mutterschaftsgeld, Elterngeld und andere steuerfreie Leistungen. Andere steuerpflichtige Einkünfte aus anderen Einkunftsarten dürfen nicht vorliegen. 

Grenzen gesetzt werden zudem bei den Sonderausgaben. Hier dürfen nur Vorsorgeaufwendungen und Altersvorsorgebeiträgen, die auf der Anlage Vorsorgeaufwand angeben werden, sowie Kirchensteuer und Spenden angegeben werden. Die außergewöhnlichen Belastungen beschränken sich auf den Behinderten-Pauschbetrag, Fahrtkosten wegen Behinderung, Pflege-, Krankheits- und Kurkosten. 

Vereinfachte Steuererklärung: Was gilt bei den Werbungskosten? 

Die Variante der vereinfachten Steuererklärung ist auch in den Bereichen der Angaben für berufliche Ausgaben beschränkt – also auch bei den Werbungskosten. So werden als Werbungskosten nur Kosten für die Wege zwischen Wohnung und Arbeitsstätte, Beiträge zu Berufsverbänden, Arbeitsmittel, Bewerbungskosten, Fortbildungskosten, Kontoführungsgebühren sowie Reisekosten bei Auswärtstätigkeit anerkannt. Wer Kosten für eine doppelte Haushaltsführung oder ein häusliches Arbeitszimmer angeben möchte, muss die herkömmliche, ausführliche Steuererklärung nutzen. 

Wer sich mit dem Thema Steuern überhaupt nicht auseiendersetzen möchte, beantragt nur folgende Werbungskosten, da hier Pauschalen gelten: 

Entfernungspauschale für Fahrten zwischen Wohnung und erster Tätigkeitsstätte mit 0,30 Euro je Entfernungskilometer (Angabe: Anzahl der Arbeitstage pro Jahr, Einfache Entfernung zur Arbeit) 

Kontoführungsgebühren pauschal 16 Euro 

Ausgaben für Arbeitsmittel ohne Belege 110 Euro 


Praxis-Tipp: Eine Steuererstattung winkt bereits bei 230 Arbeitstagen und einer Mindestentfernung zwischen Wohnung und Arbeit von mehr als 15 Kilometern. 

Beispiel: Die angestellt Friseurin Maier hat noch nie eine Steuererklärung beim Finanzamt eingereicht. Dabei legt sie im Jahr an 230 Tagen 30 Kilometer pro Tag für die einfache Fahrt zur Arbeit zurück. Ihr persönlicher Steuersatz beträgt 25 Prozent. Reicht sie nun erstmals eine Vereinfachte Einkommensteuererklärung beim Finanzamt ein, winkt folgende Steuererstattung: 


Fahrtkosten zur Arbeit 

2.070 Euro (230 Tage x 0,30 Euro/km x 30 km) 

Kontoführungsgebühren 

16 Euro 

Ausgaben für Arbeitsmittel ohne Belege 

110 Euro 

Werbungskosten gesamt 

2.196 Euro 

Steuererstattung bei Steuersatz mit 25% (25% von 1.196 Euro; 1.000 Euro Werbuzngskostenpauschale ist schon beim Lohnabzug berücksichtigt worden)



Betrieb - 16.10.2018 


Handwerker Stundensatz

Handwerkerstunde: Was kostet ein Handwerker? 


Handwerker sind teuer – so lautet ein weitverbreitetes Vorurteil. Was viele Kunden nicht wissen: Mit einem Stundensatz von 60 Euro decken Elektriker, Maler & Co. oftmals gerade ihre Kosten. Eine Beispielrechnung zeigt, wie die Kalkulation einer Handwerkerstunde aussehen kann.

Von Max Frehner

 

Viel Gewinn bleibt Handwerkern nach Abzug aller Kosten häufig nicht. Dennoch empfinden viele Kunden die Preise für eine Handwerkerstunde als teuer. Wie sich der Stundenlohn zusammensetzt. - © cosma - stock.adobe.com 

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Wie Sie durch Kundenbindung Kosten sparen 

Eine Handwerkerstunde kostet durchschnittlich zwischen 40 und 60 Euro. Die Umsatzsteuer ist da noch gar nicht miteingerechnet. Einigen Kunden ist das zu viel. Dem Maurer, Klempner oder Friseur wird schnell vorgeworfen, überhöhte Preise zu verlangen. 

Dabei ist oftmals eher das Gegenteil der Fall. "Die meisten Handwerker sind zu günstig", sagt Rolf Koch, Betriebsberater der Handwerkskammer Mannheim. 58 Prozent der Handwerksbetriebe im Rhein-Neckar-Kreis würden lediglich den Grundbeitrag der Handwerkskammer bezahlen. Das bedeutet, dass sie einen Gewerbeertrag erwirtschaften, der unterhalb von 24.500 Euro liegt. "Das ist einfach zu wenig", sagt er. Zumal die Region als wirtschaftsstark gilt, Kaufkraft also vorhanden wäre. "Im Osten sieht es sicherlich nicht besser aus", schätzt er. 

Erläutern, wie Preis für Handwerkerstunde zustande kommt 

Es scheint paradox. Kunden monieren teure Stundensätze, dabei müssten Handwerker ihre Preise eigentlich erhöhen. Wichtig sei daher, dass Betriebe für mehr Akzeptanz werben. " Wenn man dem Kunden zeigt, wie sich die Preise zusammensetzen und wie viel dem Handwerker tatsächlich bleibt, zeigt er in der Regel doch Verständnis", sagt Koch. Den meisten sei schlichtweg nicht bewusst, welche Kosten der Betrieb mit seinem Stundensatz decken muss. 

Mehrere Handwerkskammern bieten ihren Mitgliedsbetrieben inzwischen Flyer an, auf denen beispielhaft skizziert ist, wie sich eine Handwerkerstunde zusammensetzt. Wer bei Koch zur Betriebsberatung kommt, bekommt einen solchen ebenfalls überreicht – und wird von ihm ermuntert, den Flyer an Kunden weiterzureichen, die sich über den vermeintlich hohen Stundensatz wundern. 

Was kostet ein Handwerker pro Stunde? 

"Kalkulieren ist im Prinzip nichts anderes als die Preisuntergrenze zu kennen", erklärt Koch. Wo diese liegt, hängt von mehreren Faktoren ab. So ist der Stundenverrechnungssatz unter anderem abhängig vom Gewerk, der Qualifikation des Mitarbeiters, der Art der Arbeit und dem Standort des Betriebs. Ein Fahrzeuglackierer verlangt mehr als ein Friseur, Kundendienst ist teurer als Montage, und die betrieblichen Gemeinkosten sind in Großstädten höher als auf dem Land. 

Folgende Beispielrechnung stellt Koch für einen durchschnittlichen Metallbaubetrieb mit fünf Mitarbeitern im Rhein-Neckar-Kreis auf: 


Wie wird eine Handwerkerstunde berechnet? ( Preisuntergrenze)   

Kostenfaktor

Kosten je Posten

Was darin u.a. enthalten ist

Brutto-Stundenlohn für einen Gesellen

19,52 Euro 

 

Tarifliche Sozialaufwendungen

5,00 Euro

Urlaubsgeld, Sonderzahlungen (13. Monatsgehalt), Gratifikationen, Tarifliche Ausfalltage, Betriebliche Altersvorsorge, Vermögensbildung 

Gesetzliche Sozialaufwendungen

5,00 Euro

AG-Anteil zu den Sozialversicherungen, Beitrag zur Umlage am Insolvenzgeld, Beitrag für die Berufsgenossenschaft, Mutterschaftsgeld, gesetzliche Feiertage, Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall 

Betriebliche Gemeinkosten 

11,00 Euro 

Gehälter für Büromitarbeiter, Raumkosten, Heizung, Strom, Wasser, Gas, betriebliche Steuern, Kfz-Kosten, Gebäude- und Maschineninstandhaltung, betriebliche Versicherungen, Werbung, Reisekosten, Zinsen für Kredite 

Kalkulatorische Gemeinkosten 

5,00 Euro

Unternehmerlohn, Verzinsung des Eigenkapitals, kalkulatorische Abschreibung, kalkulatorische Miete 

Sonstige freiwillige Sozialaufwendungen 

2,00 Euro

Fahrgeld, Essenszuschuss, Beiträge zur Altersvorsorge, Familienbeihilfen 

Zuschlag für Unternehmerrisiko und -gewinn 

1,00 Euro

 

Zwischensumme 

48,52 Euro 

 

+ 19 Prozent MwSt. 

9,22 Euro 

 

Kosten für Handwerkerstunde (Preisuntergrenze)

57,74 Euro

Stundensatz, der vom Kunden bezahlt werden muss 

"Darunter kann der Betrieb nicht, sonst muss der Chef weniger essen ", erklärt Koch seine Kalkulation. Dem Beispielbetrieb würde der errechnete Stundensatz gerade so zum Überleben reichen. "Wer noch ein bisschen Eigenkapital bilden möchte, muss das auf den Gewinn rechnen", sagt er. Spielraum für Preisnachlässe lässt die Kalkulation nicht zu. 

Wie kann es sein, dass es immer einen gibt, der günstiger ist? 

Im oben genannten Rechenbeispiel bleibt dem Betrieb unterm Strich gerade einmal ein Euro. Trotz der geringen Gewinnspanne gibt es auf dem Markt fast immer einen Wettbewerber, der die Arbeit günstiger macht. Wie kann das sein? 

"Das sind oftmals leider Billigheimer, die ihre Mitarbeiter schlecht bezahlen oder Sozialleistungen nicht angemessen erbringen", sagt Koch. Die mangelnde Bezahlung spiegele sich dann meist auch in der Qualität wieder. 

"Es gibt aber auch immer einen, der betriebswirtschaftlich falsch rechnet", sagt der Betriebsberater. Ein Handwerker, der seinen Stundensatz zu niedrig ansetzt, könne seinen Betrieb langfristig kaum halten. Kunden sollten sich gut überlegen, ob sie den Auftrag tatsächlich an einen Anbieter vergeben möchten, der deutlich unter den anderen liegt. 

Frustrierend wird es für den Auftraggeber vor allem dann, wenn es zum Gewährleistungsfall kommt, der Handwerker aber bereits insolvent ist. Ein Fall, den Koch regelmäßig auf dem Schreibtisch liegen hat. "Der Kunde schaut letztlich in die Röhre", sagt er. 

Stundensatz kalkulieren: Diese Fehler machen Betriebe 

"Viele Betriebe sind sich ihrer tatsächlichen Kosten nicht bewusst", sagt Koch. Vor allem Existenzgründer hätten häufig nicht im Blick, wie hoch die Kosten für den eigenen Lebensunterhalt sind und wie viel sie für Altersvorsorge und Sozialversicherungen weglegen müssen. Auch Rücklagen für Urlaub und schlechte Zeiten würden gern vergessen. 

Wichtig für den kalkulatorischen Unternehmerlohn ist auch, ob der Betriebsinhaber selbst mit anpackt oder komplett an den Schreibtisch gebunden ist. "Wenn die Arbeitsleistung des Chefs nicht verrechenbar ist, müssen die Mitarbeiter den kompletten Unternehmerlohn miterwirtschaften", erklärt Koch. Doch auch in anderen Teilen der Kostenrechnung unterlaufen Betrieben Fehler. Etwa weil sie die kalkulatorische Miete oder die Verzinsung des Eigenkapitals nicht berücksichtigen. 

In der Individualberatung geht Koch die einzelnen Kostenfaktoren durch und stellt sie den Durchschnittszahlen vergleichbarer Betriebe gegenüber. Dabei deckt der Betriebsberater auch immer wieder Kostenfresser auf, die den Gewinn schrumpfen lassen. Als Beispiel nennt er Schreiner, die sehr "maschinenverliebt" seien. Der Auslastungsgrad einzelner Maschinen sei oftmals so niedrig, dass eine Anschaffung kaum gerechtfertigt ist. Ihnen rät er mit anderen Betrieben zu kooperieren. 

Handwerkerstunde: Wie können Handwerke höhere Preise durchsetzen? 

Viele Handwerksbetriebe mussten in den vergangenen Jahren gestiegene Kosten hinnehmen. Etwa für Rohstoffe und Energie, aber auch bei der Personalbeschaffung. Der Fachkräftemangel im Handwerk zwingt die Betriebe mehr Geld in die Mitarbeiterfindung zu stecken und attraktivere Gehälter zu zahlen. Auch der bürokratische Aufwand hält Selbstständige immer mehr von der wertschöpfenden Arbeit ab. All das verursacht Kosten, die anteilsmäßig an den Kunden weitergegeben werden müssen. 

Koch rät Betrieben daher, die eigenen Stundensätze möglichst jährlich zu hinterfragen. In welcher Höhe der Stundenverrechnungssatz erhöht werden kann, hängt mitunter vom Gewerk ab, in dem der Handwerker tätig ist. "Gerade im Bau- und Ausbaugewerbe ist die Situation derzeit so gut, dass Preiserhöhungen meist locker durchgesetzt werden können", sagt Koch. In anderen Bereichen wie dem Gebäudereiniger- oder Friseurhandwerk sei das schon schwieriger. Dennoch gilt: Wer Qualität bietet, sollte sich diese auch bezahlen lassen. Ein gut begründeter Stundensatz könne meist auch durchgesetzt werden. "Handwerker müssen in der Lage sein, sich selbst zu verkaufen", sagt Koch. 

Gibt der Markt keine höheren Preise her, müsse an den Kosten geschraubt werden, andernfalls könne der Betrieb nicht überleben. Hier hilft es oftmals alte Strukturen aufzubrechen. Typische Ertragskiller sind beispielsweise Skonto und Rabatte. Aber auch undefinierte Zuständigkeiten, kostenlose Zusatzleistungen, ein unstrukturiertes Dokumentenmanagement oder unausgelastete Maschinen mindern die Rendite. Um herauszufinden, in welchen Bereichen die Kosten vom Durchschnitt vergleichbarer Betriebe abweichen, empfiehlt Koch, das Beratungsangebot der Handwerkskammern zu nutzen. 



Mobilität + Transport - 02.10.2018 


Nachrüstförderung

Diesel-Nachrüstung: Was der Kompromiss fürs Handwerk bedeutet 

Die Große Koalition hat sich auf Tausch- und Nachrüst-Angebote verständigt, um möglichst viele Fahrverbote zu vermeiden.

Von Karin Birk

 

Tausche Diesel gegen "sauberes" Auto. Der Diesel-Kompromiss der GroKo sieht u.a. ein Tauschprogramm der Autohersteller vor. - © Dron – stock.adobe.com 

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Das Handwerk begrüßt die Verständigung der Großen Koalition in der Dieselfrage. "Aus Sicht des Handwerks ist es entscheidend, dass die Einigung nicht lediglich so genannte Umtauschprämien beinhaltet, sondern endlich die vom Handwerk lange geforderte Möglichkeit zur Nachrüstung dafür geeigneter Fahrzeuge geschaffen wird", sagte Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer. "Die letzten fehlenden Zusagen der Automobilhersteller müssen in Kürze erfolgen", forderte er. Auch das Kraftfahrtbundesamt forderte Wollseifer auf, den Weg für die gefunden Lösungen freizumachen und entsprechende Nachrüstgenehmigungen zu erteilen. 


Handwerker sollen auf Nachrüstkosten nicht sitzen bleiben 

Zuvor hatten Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) und Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) die Ergebnisse des Koalitionsausschusses vorgestellt. So sollen in den 65 Städten, in denen die Stickoxid-Grenzwerte leicht überschritten werden, weitere Fördermaßnahmen für eine sauberere Luft umgesetzt werden. Nach den Worten Scheueres soll es neben der Hardware-Nachrüstung von schweren Kommunalfahrzeugen ein "wirklich starkes Angebot für die Handwerker und die Lieferfahrzeuge geben". Ihre Fahrzeuge sollen bei der Hardware-Nachrüstung bis zu 80 Prozent staatlich gefördert werden. Den Rest sollen die Autohersteller übernehmen. Wie Schulze sagte, will man in den besagten Städten mit den beschlossenen Maßnahmen Fahrverbote ganz vermeiden helfen. 


Fahrzeughalter angrenzender Landkreise gehen nicht leer aus 

Gefördert werden sollen dabei "Fahrzeughalter mit gewerblich genutzten Fahrzeugen von 2,8 bis 7,8 Tonnen", heißt es weiter. Die Förderung soll außerdem für die Fahrzeughalter gelten, die ihren Firmensitz in den angrenzenden Landkreisen haben sowie für Fahrzeughalter, deren Firma nennenswerte Aufträge in der Stadt haben. Wie Scheuer weiter sagte, sollten die notwendigen Richtlinien so zügig auf den Weg gebracht werden, dass man schon 2019 mit der Nachrüstung starten könne. Derzeit rechne man mit rund 180. 000 bis 190.000 betroffenen Fahrzeugen bei Handwerk und Lieferdiensten in den 65 betroffenen Städten und angrenzenden Regionen. 

Handwerk fordert auch für leichtere Fahrzeuge Nachrüst-Lösungen 

Auch das Handwerk fordert, dass die Autoindustrie bei der Nachrüstung "finanzielle Verantwortung übernimmt", sagte Wollseifer mit Blick auf die übrigen 20 Prozent. Darüber hinaus fordert das Handwerk auch "Lösungen für leichtere Fahrzeuge sowohl mit Lkw- und Pkw-Zulassung". Denn auch Kombis und Kleintransporter prägten den handwerklichen Fuhrpark. 


Tausch- und Nachrüst-Angebote für Pkw in besonders belasteten Gebieten 

Wie Schulze und Scheuer weiter mitteilten, soll es darüber hinaus Tausch- und Nachrüst-Angebote für Pkw in besonders mit Stickoxid belasteten Städten und den angrenzenden Landkreisen geben. Gelten sollen sie außerdem für Berufspendler und für Härtefälle. Zu diesen besonders belasteten Städten zählen München, Stuttgart, Köln, Reutlingen, auch Düren, Hamburg, Limburg an der Lahn, Düsseldorf, Kiel, Heilbronn, Backnang, Darmstadt, Bochum und Ludwigsburg. 

Umstiegsprämien für Euro 4 und Euro 5 Diesel 

Nach dem Beschlusspapier haben die deutschen Automobilhersteller dem Bund zugesagt, den Fahrzeughaltern von Euro 4 und Euro 5 Diesel-Fahrzeugen ein Tauschprogramm mit attraktiven Umstiegsprämien oder Rabatten anzubieten. Schulze sagte, sie erwarte einen Domino-Effekt und entsprechende Angebote von ausländischen Autoherstellern. 


Umtausch in neue und gebrauchte Fahrzeuge möglich 

Anders als bei Umtauschprämien der Vergangenheit soll auch der Tausch in ein gebrauchtes Fahrzeug mit entsprechenden Grenzwerten möglich sein. Die Höhe der Prämie hängt von den Angeboten der jeweiligen Hersteller ab. BMW will nach den Worten Scheuers bis zu 6000 Euro, Daimler bis zu 5000 Euro und Volkswagen zwischen 4000 und 8000 Euro Umtauschprämie bezahlen. Generell soll die Umtausch-Aktion sofort beginnen. So sollen betroffene Fahrzeughalter, noch bevor es zu möglichen Fahrverboten kommt, an sauberere Autos kommen, damit sie weiterhin in die Städte fahren können. 

Hardware-Nachrüstung nur für Euro-5-Pkw 

Darüber hinaus soll auch die Hardware-Nachrüstung eines Euro-5-Diesel möglich sein.   

Ist dieses so genannte SCR-System verfügbar und geeignet, den Stickoxidausstoß auf weniger als 270 Milligramm pro Kilometer zu reduzieren, erwartet der Bund vom jeweiligen Automobilhersteller, dass er die Kosten hierfür einschließlich des Einbaus übernimmt. Der Bund seinerseits wolle so schnell als möglich die genehmigungsrechtlichen Voraussetzungen sorgen, heißt es im Papier. Dabei solle die Haftung bei den Nachrüstern liegen.

 

Handwerk fordert Ausweitung auf weitere Regionen 

Dem Handwerk geht die vorgeschlagene Lösung für Pkw-Nachrüstungen nicht weit genug. Auch Dieselhalter anderer Regionen müssten die Möglichkeit erhalten, Nachrüst-Optionen zu nutzen. "Diese Regionen grundsätzlich auszuschließen ist weder aus finanziellen Gründen notwendig noch aus Gleichbehandlungsaspekten angemessen", betonte Wollseifer. 

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